Vor einem Jahr hatten wir zum ersten Mal über 500 Fotoassistenten und Digital Operator im deutschsprachigen Raum zur Fotoassistenz befragt. Die Ergebnisse waren so interessant, dass wir die Umfrage zur Situation der Fotoassistenz auch in diesem Jahr wiederholt haben.
Natürlich wurde wieder gefragt, wie hoch die Tagessätze 2014 waren, ob die allgemeine Jobsituation zufriedenstellend war und welche Erwartungen die Fotoassistenten an die Auftragslage 2015 haben. Darüber hinaus sind einige neue Fragen dazugekommen, gerade in Bezug auf den Wunsch, sich möglichst schnell als Fotograf selbstständig zu machen. Interessant ist vor allem auch die Frage, wie sich der Beruf in Zukunft verändern wird.
Eines der schönsten Ergebnisse im letzten Jahr war, dass 91% der Assistenten angaben, sich im Job wohl zu fühlen und sich in ihrer Arbeit vom Fotografen gewürdigt sehen. In diesem Jahr ist dieser Wert mit 94,2% sogar noch etwas höher. Dies sind Umfrageergebnisse, die wohl in kaum einem anderen Beruf erreicht werden.
Die Ergebnisse der Umfrage kannst du dir auch als pdf runterladen: PDF Fotoassistenten Umfrage 2014/15
Hier nun die Ergebnisse der Fotoassistenten Umfrage in ausführlicher Form: Wie viele Buchungstage hatte der längste Job?
Eines der Highlights des Fotoassistentenlebens sind zweifelsohne lange Reisen ins Ausland. Meist geht es an außergewöhnliche Orte und in sonnenverwöhnte Länder, häufig auch gerade dann, wenn es bei uns kalt und dunkel ist.
Wirtschaftlich sind lange Buchungen am Stück natürlich besonders schön, denn so hat man eine gewisse finanzielle Planungssicherheit. Wurde man dann noch von einem entspannten Fotografen gebucht und hält sich die Arbeit zeitlich in Grenzen, macht so ein Job richtig Spaß und fühlt sich nicht selten sogar ein wenig nach Urlaub an.
Wir hatten gefragt, wie viele Tage die längste zusammenhängende Buchung im Jahr 2014 dauerte. Ähnlich wie im Vorjahr gab es Etliche, die sehr lange zusammenhängend für einen Job gebucht waren. So waren über 20% der Fotoassistenten mehr als 2 Wochen am Stück gebucht, 8% sogar länger als 30 Tage.
Ist Overtime in der Fotoassistenz üblich?
Ob man Overtime berechnet oder nicht, hängt sicher vom jeweiligen Job ab und natürlich vom Verhältnis zum Fotografen. So liegt der Wert der Assistenten, die 2014 immer so lange ohne Overtime gearbeitet haben, wie es der jeweilige Job an dem Tag erforderte, bei über 50% (Vorjahr 60%).
Wieviele Assistenten hatten Schwierigkeiten mit Fotografen, die Rechnungen nicht beglichen haben?
12% der Fotoassistenten hatten 2014 mindestens einen Fotografen, der die Rechnung nicht gezahlt hat. Kaum ein Assistent schließt mit einem Fotografen einen schriftlichen Vertrag und somit dürfte es sich bei nicht beglichenen Rechnungen meist um Unstimmigkeiten in Bezug auf die Höhe oder den Umfang der Rechnung handeln. Auch bezahlen einige Fotografen erst dann ihre Assistenten, wenn sie selber das Geld vom Kunden erhalten haben.
Wie viele Jahre lang arbeitet ein Fotoassistent im Job?
Wie im letzten Jahr sehen die meisten Fotoassistenten die Assistenz als Schritt zwischen einer fotografischen Ausbildung und der Selbstständigkeit als Fotograf. So arbeitet nach wie vor kaum ein Assistent länger als 8 Jahre im Beruf. Dazu passt auch, dass über 80% der Befragten angaben, möglichst schnell Fotograf werden zu wollen und 89% sich nicht vorstellen können, die Fotoassistenz dauerhaft als regulären Beruf zu betreiben.
Auch bei den Digital Operators hat sich kaum etwas im Vergleich zum Vorjahr geändert. Nach wie vor arbeiten die Meisten maximal 4 Jahre im Job. Zum Einen muss man als Digital Operator Investitionen tätigen, um vernünftig selbstständig arbeiten zu können und zum Anderen erklärt sich die durchschnittlich kürzere Zeit im Job dadurch, dass Viele zuerst auch als Fotoassistent gearbeitet haben und ihnen dann einfach die Zeit davonläuft, wenn sie sich nicht erst jenseits der 30 als Fotograf selbstständig machen möchten.
Was benötigt man, um erfolgreich Fotograf zu werden?
Neu in diesem Jahr waren einige Fragen zum Sprung in die Selbstständigkeit als Fotograf. So gaben 50% an, dass die handwerkliche Fotoausbildung nicht mehr zeitgemäß sei. Interessant war dann auch das Ergebnis: 73% der Befragten gaben an, Praxiserfahrung sei wichtiger, um erfolgreich als Fotograf zu starten, als eine gute Ausbildung. Darüber hinaus hielten knapp 70% der Befragten möglichst gute Kontakte zu Agenturen und Auftraggebern für wichtiger als eine gute Mappe, um als Fotograf erfolgreich starten zu können. Lediglich 2% waren der Ansicht, dass die Mappe bei Jobvergaben den Ausschlag gibt.
Leicht unterschiedliche Werte ergaben sich auf die Frage, ob Erfolg als Fotograf planbar sei. In diesem Punkt stimmten in diesem Jahr 43% zu. Im Vorjahr waren es über 50%.
Gibt es Assistenten, die neben einem anderen Beruf oder neben einem Studium assistieren?
Nur ein kleiner Anteil von 16% übt den Job neben einem Studium aus. Der geringe Wert ist nicht verwunderlich, denn bei eingeschränkter zeitlicher Verfügbarkeit dürfte es schwierig sein, schnell und flexibel auf Anfragen zu reagieren oder auch wochenlang unterwegs zu sein.
Da die Meisten möglichst schnell Fotograf werden wollen und da es bei jedem Fotoassistenten auch freie Tage gibt, bleibt Zeit für eigene Projekte. Dazu passt, dass 62 % (Vorjahr 57%) den Job hauptberuflich ausüben, aber zusätzlich schon eigene Fotojobs machen. Zählt man diejenigen dazu, die nur hauptberuflich und ausschließlich assistieren, kommt man auf beachtliche 79%.
Wie viele unterschiedliche Auftraggeber hatte ein Fotoassistent im letzten Jahr?
Je mehr Auftraggeber ein Fotoassistent hat, desto sicherer ist das Einkommen. Dennoch funktioniert diese Annahme nur bedingt. Hat man einen Fotografen, der einen regelmäßig auf Reisen mitnimmt, bleibt kaum Zeit für weitere Auftraggeber. So ist es nicht verwunderlich, dass die meisten nur 3-5 verschiedene Auftraggeber im Jahr hatten.
Wie viele Buchungstage hatte ein Fotoassistent monatlich im letzten Jahr?
Um von der Fotoassistenz leben zu können, müssen die Kosten gedeckt sein und idealerweise muss auch ein Gewinn erwirtschaftet werden. Rund 16% der Fotoassistenten gaben an, durchschnittlich jeden Monat mehr als 15 Buchungstage zu haben. Damit sollte es sich auch in teuren Städten leben lassen. Der Großteil der Assistenten hatte in 2014 jeden Monat 6-15 Buchungstage.
In welcher Stadt arbeiten die meisten Fotoassistenten?
Wie die regionale Verteilung der Fotoassistenten in Deutschland ist, kann man gut aus diesem Chart ersehen. So arbeiten die meisten in Hamburg, gefolgt von Berlin und München. Sicherlich richten sich die Assistenten örtlich nach den Fotografen, die sich wiederrum dort ansiedeln, wo Agenturen oder viele Unternehmen ihren Sitz haben.
Wie hoch waren im letzten Jahr die Tagessätze der Fotoassistenten?
In den letzten Jahren sind die Tagessätze langsam und kontinuierlich gestiegen. Derzeit liegt der durchschnittliche Wert eines Fotoassistenten, der keine Digital Operator-Aufgaben übernimmt, bei 200€.
Der Tagessatz eines Digital Operators
Da Digital Operator die Verantwortung für die Aufnahme der Dateien und deren Sicherung übernehmen, haben sich hier deutlich höhere Tagessätze durchgesetzt. So liegt die Untergrenze bei 250 €.
14% der Digital Operator berechnen über 350€ und leisten dann am Set oft schon kleinere Composings. Im Vergleich zum Vorjahr sind hier die Werte stabil.
Wie hoch lag der Tagessatz eines Fotoassistenten bei redaktionellen Jobs?
Wie 2013 lag auch im letzten Jahr der übliche Tagessatz bei redaktionellen Jobs bei 150-200 €. Da rund 30% der Fotoassistenten (Vorjahr 38%) angegeben haben, 2014 auch umsonst gearbeitet zu haben, dürfte von diesem Prozentsatz wohl ein großer Anteil bei redaktionellen Jobs zu finden sein.
Wie viel Honorar konnten im letzten Jahr Assistenten verlangen, die am Set Digital Operator Aufgaben übernahmen?
Wie im letzten Jahr liegt der Durchschnittswert bei ca 250 €. Weniger als 200 € wird hier selten gezahlt. Sicherlich sind die Grenzen zwischen reiner Fotoassistenz und Assistenz mit digitalen Aufgaben schwammig. Ob einfaches Datenhandling nicht schon längst in den Aufgabenbereich jedes Fotoassistenten gehört, ist eine persönliche Ansichtssache.
Was leistet das Portal fotoassistent.de? – Wie viele neue Kontakte zu Fotografen ergaben sich im letzten Jahr durch das Portal?
Ein anderes schönes Ergebnis waren die Antworten auf die Frage, wie viele neue Kontakte zu Fotografen Fotoassistenten durch das Portal fotoassistent.de erhalten haben. Durchschnittlich lag der Wert bei 4-6 neuen Kontakten.
Wie viele Buchungstage haben sich aus den Kontakten über fotoassistent.de im letzten Jahr ergeben?
Auf die Frage, wie viele Buchungstage durch Kontakte auf fotoassistent.de entstanden sind, gab es eine gleichmäßige Verteilung von einem bis weit über 40 Tage. Die Spitzenreiter waren 2 Assistenten, die knapp über 100 Buchungstage durch Kontakte über das Portal fotoassistent.de gebucht wurden.
Wie schnell beglichen die Fotografen im letzten Jahr die Rechnung des Assistenten?
Wie im letzten Jahr ist der Prozentsatz der Fotoassistenten, die die Rechnung nach spätestens 6 Wochen beglichen bekommen haben mit 85% (Vorjahr 85%) hoch.
Wie viele Fotoassistenten haben im letzten Jahr ihren Tagessatz angehoben?
Rund 60% der Fotoassistenten gaben an, den Tagessatz im letzten Jahr um durchschnittlich 50 € angehoben zu haben. Dennoch hat dies nicht zu einem allgemeinem Anstieg der Tagessätze geführt. So haben diese Assistenten Ihren individuellen Tagessatz aufgrund dazugewonnener Erfahrung auf ein ortsübliches Maß anheben können.
Weitere interessanten Fakten:
65% der Assistenten haben 2014 zumindest einmal einen halben Tag abgerechnet, 23,6% haben auch mindestens einmal nach Stunden abgerechnet. 47,3% waren international gebucht.
Der Ausblick in die Fotoassistenz in naher Zukunft
Wie überall in der Fotografie gibt es auch in der Fotoassistenz einen Trend zur Spezialisierung. So können gerade die Assistenten besonders gut vom Job leben, die sich auf einen Bereich spezialisiert haben und somit auch nur mit sehr guten Fotografen arbeiten. Wer hauptsächlich in einem Bereich wie beispielsweise Mode oder Auto assistiert, oder besonders viel Produktionserfahrung hat, kann relativ leicht neue Fotografen akquirieren.
Auf der anderen Seite wird vom Assistenten mittlerweile ein umfangreiches technisches Wissen verlangt. Erstreckten sich die Kompetenzen früher auf den Umgang mit Kamera und Licht, kommt ein Fotoassistenz ohne Erfahrung in Computertechnik und Datenhandling kaum noch aus.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die meisten Fotoassistenten derzeit sowohl vom Job leben können, als auch sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Fotografen sind. Da auch unter den Fotografen eine positive Grundstimmung in Bezug auf die nächsten Monate herrscht, wird für Fotoassistenten und Digital Operator 2015 sicher ein gutes Jahr.