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Ist die handwerkliche Ausbildung zum Fotografen noch zeitgemäß?

Laut der letzten Umfrage halten die meisten Fotoassistenten die praktischen Erfahrungen aus der Assistenzzeit für weit wichtiger als die eigentliche fotografische Ausbildung. Zum einen dürfte das daran liegen, dass keine Ausbildung wirklich den Berufsalltag wieder spiegeln kann, zum anderen arbeitet man als Fotoassistent auch öfter mal für Quereinsteiger oder Fotografen, die nur Praktika und Assistenzen gemacht haben und die sehr erfolgreich sind.

Lediglich 9% der befragten Fotoassistenten halten die handwerkliche Ausbildung demnach für gut, 44% waren unentschieden und 47% empfinden die Art und Inhalte für nicht mehr zeitgemäß.

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Wir haben dazu Frau Schumann von Focon.de, der Innung der Fotografen in Berlin, befragt:

FA: Hallo Frau Schumann, Sie leiten Focon, die Innung der Fotografen in Berlin. Focon ist zuständig für die Ausbildung der Fotografen und führt auch die Gesellen- und Meisterprüfungen durch. Wie viele Betriebe bilden derzeit in Deutschland und in Berlin aus?

Heide Schumann: Wir sind zuständig für Berlin mit den angeschlossenen Handwerkskammerbezirken Frankfurt/Oder, Potsdam, Magdeburg, Mecklenburg-Vorpommern, teils Dresden, Leipzig, Halle und Cottbus. Dort gibt es 56 Ausbildungsbetriebe mit jährlich ca. 40 bis 50 Gesellenprüflingen.

FA: Wie sehen Sie die derzeitige Situation in der Fotografie in Bezug auf die betriebliche Ausbildung?

Heide Schumann: Die Situation der fotografisch Tätigen ist besonders in den nördlichen Bundesländern seit den Änderungen von 2004 schwierig. Es herrscht ein erheblicher Preiskampf zwischen ausgebildeten Fotografen und Amateuren, der bedauerlicherweise auch das qualitative Niveau insgesamt sinken lässt.
Zum Umfrageergebnis stellt sich mir die Frage, ob hierbei auch die Fotografen mit handwerklichem Abschluss und die Auszubildenden befragt wurden. Bei der Befragung unserer handwerklich ausgebildeten Fotografen ergibt sich indessen ein anderes Bild, obwohl bei der Ausbildung durchaus Kritik angebracht ist.

FA: Für viele ist eine handwerkliche Ausbildung gleichgesetzt mit der Arbeit in Passbildstudios mit Ladenverkauf und mit Studios, die eher traditionell arbeiten. Wie sieht das in der Realität aus? In welchen Arbeitsbereichen und Studios arbeiten die meisten Fotogesellen nach der Lehre?

Heide Schumann: Leider ergibt sich für Außenstehende in der Tat das Bild, dass ein handwerklicher Fotograf ausschließlich Routinearbeiten im Ladengeschäft durchführt. Die handwerkliche fotografische Ausbildung umfasst nach dem Rahmenlehrplan auch neueste Technologien und kreative Gestaltung in allen wesentlichen Bereichen der fotografischen Tätigkeit als notwendigem Inhalt, sowie eine praxisbezogene theoretische Kenntnisvermittlung, die im Endergebnis zu gut ausgebildetem Fotografennachwuchs führen kann. Nicht jedes Ladengeschäft wird von einem ausgebildeten Fotografen geführt, so dass das äussere Erscheinungsbild nicht immer fachliche Qualität vermittelt. Die Qualität einer zeitgemässen Ausbildung hängt wesentlich von der Vielseitigkeit und dem „know how“ der Ausbildungsbetriebe ab. Hier liegt in der Tat ein Problem, da durch die Neuordnung der Handwerksordnung  viele Betriebe gar nicht die erforderlichen fachlichen Voraussetzungen erfüllen. Die handwerklichen Betriebe können sich heute nicht mehr auf die Herstellung von Passbildern und traditionelle Tätigkeiten beschränken.

Die Fotografeninnung FOCON bemüht sich um einen Ausgleich durch die überbetriebliche Ausbildung, die staatlich gefördert wird und exakt nach den Vorgaben der Kultusministerkonferenz , die regelmäßig aktualisiert werde, durchgeführt wird. Nach der Lehre schließen etliche Gesellen eine Assistenztätigkeit an, diese jedoch mit den entsprechenden fachlichen Grundkenntnissen. Ein Teil der Absolventen geht direkt in die Selbstständigkeit.

FA: Warum sollte ich mich heutzutage handwerklich ausbilden lassen, wo liegen die Vorteile, ein Geselle- oder Fotografenmeister zu sein?

Heide Schumann: Da die handwerkliche Ausbildung bundesweit geregelt ist – auch wenn sie nicht überall optimal durchgeführt oder durchgeführt werden kann – führt sie zu vergleichbaren Ergebnissen, die durch staatliche Prüfungen bestätigt werden. Für öffentliche Arbeitgeber sind diese Abschlüsse nach wie vor Voraussetzungen für Beschäftigungsverhältnisse (auch für Dozenten-und Lehrertätigkeiten). Bei öffentlichen Auftraggebern werden bei größeren Aufträgen und Ausschreibungen oft Gesellen oder Meister bevorzugt. Zunehmend spielt auch dies bei Kunden eine Rolle, da aus der großen Zahl der Bewerber nicht mehr hervorgeht, wer die fotografische Fähigkeit hat. Das gilt sicher nur für eine Vorauswahl, danach entscheidet die tatsächliche Eignung.

Zunehmend ist in jedem Fall das Interesse der Azubis an der Meisterprüfung, die als Marketingmittel eingesetzt wird und dies nicht nur im Portraitbereich. Viele Fotografengesellen machen sich nach der Ausbildung selbstständig. Wie auch andere freie Fotografen, scheitern sie aber oft an den betriebswirtschaftlichen Abläufen, die sie nie oder kaum gelernt haben. Diese Kenntnisse werden im Teil III der Meisterprüfungvorbereitungskurse umfangreich vermittelt. Die Meisterprüfungsvorbereitung wird im Übrigen staatlich mit großzügigen Zuschüssen gefördert. Erfreulicherweise ist der Zugang zur Meisterprüfung neuerdings auch erfolgreichen Assistenten zugänglich.

FA: Gibt es einen qualitativen Unterschied bei den Bildern zwischen handwerklich ausgebildeten Fotografen und den Fotografen, die an Fotoschulen oder nur über Praktika und Assistenzen gelernt haben?

Heide Schumann: Schwerpunkt der handwerklichen fotografischen Ausbildung ist die auftragsbezogene Arbeit, gleich auf welchem Gebiet der Fotografie. Erlernt werden muss die Herstellung einer fachlich einwandfreien fotografischen Vorlage in der Regel nach zeitlicher und inhaltlicher Vorgabe des Kunden. Sie unterscheidet sich daher wesentlich von der freien Fotografie und vom Fotojournalismus. Dies bedingt  schon zwangsläufig andere Bildresultate. Dennoch wird bei der handwerklichen Fotografie neben der technisch einwandfreien Lösung, die dem Kunden manche Folgekosten erspart, eine kreative Gestaltung vorausgesetzt. Dies gilt jedoch nur für diejenigen Aufnahmen, die nicht rein technischer Natur sind. Neben der Kreativität, die wesentliches Bewertungskriterium auch in den Prüfungen beinhaltet, allerdings auch das entsprechende Talent voraussetzt, ist die Gestaltung einer der Hauptteile der Ausbildung. Zunehmend fehlen Fotografen mit den entsprechenden fachlichen Fähigkeiten, die durch moderne Technik und Automatik nicht ersetzt werden können.

Von meiner Seite kann zu den Fotoschulen keine Stellung bezogen werden, da diese in sehr unterschiedlichen Schwerpunkten ausbilden, oft nicht handwerkliche Ziele verfolgen, auch wenn sie behaupten zur Gesellenprüfung auszubilden. Sie versprechen vielfach man könne sich zur Gesellenprüfung anmelden. Dies kann jedoch jeder, auch ohne jegliche Ausbildung. Mit der Anmeldung zur Prüfung allein ist eine Zulassung zur Gesellenprüfung jedoch nicht garantiert. Die Ausbildung über Praktika und Assistenz hängt wie bei den Ausbildungsbetrieben von deren Fähigkeiten ab. Nur das Handwerk gibt den Auszubildenden zumindest formal die Gewähr für die Vermittlung der vorgesehenen Lerninhalte sowie die Ausbildungsdauer.

FA: Sie leiten die Innung der Fotografen, sowie mit dem Zentrum für fotografische Ausbildung eine Schule, bei der die Schüler in Vollzeit oder nebenberuflich zum Berufsfotografen ausgebildet werden. Dadurch wurde die handwerkliche Ausbildung aus den Betrieben an eine Schule verlagert. Sehen Sie darin die Zukunft der handwerklichen Ausbildung und welche Vorteile hat diese Art der Ausbildung?

Heide Schumann: Die Verlagerung der betrieblichen Ausbildung  an die Schule ZffA (von Handwerkskammer und Senat genehmigt) ist keineswegs der Beweggrund für die Schulgründung. In keinem Fall sind den Betrieben Auszubildende entzogen. Im Gegenteil hat die Zahl der betrieblichen Auszubildenden leicht zugenommen. In der ZffA werden lediglich 10 – 12 Schüler pro Jahr aufgenommen. Beabsichtigt ist eine qualitativ hochwertige Ausbildung auf neuestem technischen Stand, überwiegend digital aber auch analog von Kleinbild bis Großformat in allen wichtigen Bereichen der Fotografie, eine Voraussetzung die kein kommerziell arbeitender fotografischer Betrieb bieten kann. Die Ausbildung umfasst neben der reinen fotografischen Tätigkeit die Bildgestaltung bis hin zur Druckvorstufe. Der Unterricht erfolgt nach dem Rahmenlehrplan durch Dozenten, die nach wie vor in unterschiedlichen Bereichen praktisch tätig sind und durch Hochschulabsolventen.

Kern der handwerklichen Ausbildung soll nach wie vor die betriebliche Ausbildung im dualen System sein. Für die schulische Ausbildung an Privatschulen sind die laufenden Kosten für Dozenten und Investitionen zu hoch und damit nicht für jeden zugänglich. Insofern kann die Ausbildung bei ZffA nur die Ergänzung sein.

FA: Im Gegensatz zu einer betrieblichen Ausbildung, wo der Auszubildende ein Gehalt bekommt, beläuft sich die zffa auf monatlich knapp 700€ und liegt damit auf dem Niveau privater Fotoschulen. Worin unterscheidet sich die zffa von anderen Fotoschulen?

Heide Schumann: Der Unterschied besteht darin, dass nach Aufnahme des Teilnehmers bei der ZffA die Zulassung zur Gesellenprüfung garantiert werden kann. Die Zulassungskriterien werden vor Beginn der Ausbildung geprüft. Voraussetzung ist dann allerdings die regelmäßige Teilnahme am Unterricht. Die Ausbildung dauert 2 Jahre, die (falls gewünscht) anschließende Meisterprüfung kann nach einem weiteren Jahr abgeschlossen werden.

FA: Wie schätzen Sie die Chancen für junge Fotografen ein? Wie muss man aufgestellt sein, um sich behaupten zu können?

Heide Schumann: Die Chancen junger Fotografen sind regional sehr unterschiedlich. Besonders im Süden von Deutschland sind die Chancen aus meiner Sicht höher als im Norden. Die Risiken der Selbstständigkeit lassen sich durch die Meisterprüfung erheblich reduzieren. Eine Garantie für den Erfolg ist sie dennoch nicht. Es zählen wie bei jeder selbstständigen Tätigkeit die persönlichen Fähigkeiten, der richtige Betriebsstandort, Zuverlässigkeit, ein gutes Netzwerk etc.

 

FA: Vielen Dank für das Gespräch. Wer jetzt weitere Informationen zur Innung und den Angeboten haben möchte, findet sie unter: focon.net

 

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